Mittwoch, 20. Mai 2015
Derby-Watch: Quasillo auf den Spuren von Lavirco
Sven Wissel hatte die Lage schnell erfasst: „Das ist nur eine Trainingseinheit für Quasillo“, kommentierte der Rennbahnkommentator den Zieleinlauf des pferdewetten.de - Bavarian Classics, das in diesem Jahr nicht in München, sondern in Hannover stattfand. In der Tat – es war ein sehr leichter Sieg des Fährhofers in dieser Gruppe III-Prüfung über 2000 Meter.

Das Bavarian Classic ist eine wichtige Vorprüfung für das Deutsche Derby in Hamburg. Viele prominente Pferden siegten hier schon: Acatenango, Monsun, Tiger Hill, Ransom O’War oder Scalo sind nur einige jüngere Beispiele, Lucky Speed und Samum schafften in den letzten Jahren sogar das Double Bavarian Classic und Derby.
Ob Quasillo ihnen nacheifern kann, wissen wir natürlich noch nicht. Fest steht: Es war ein sehr leichter Sieg, Eddie Pedroza musste gar nicht die Peitsche bemühen. Alle Reserven sollte der Sea The Stars-Sohn noch lange nicht aufgedeckt haben. Zumal ihm beispielsweise sein Trainer Andreas Wöhler noch etwas Unreife attestierte. Verständlich, es war ja erst der zweite Start. „Aber er macht das einfach durch sein Können wett“, bemerkte sein Betreuer auf der Homepage des Stalles.
Besonders imponierte die Coolness von Quasillo, den offenbar wenig aus der Ruhe bringen kann. Ein stabiles Nervenkostüm ist gerade im Hamburger Derby-Rummel von großem Vorteil.
Natürlich weiß man noch nicht, was die Form wert ist. Der Zweite Ajalo war zuletzt im Busch-Memorial hinter Karpino, hat keine Derbynennung. Lovato, der Dritte, ist noch sieglos. Etwas mehr hätte ich von Iraklion erwartet, der vorher in München sehr souverän zum Zuge kam.
Jedenfalls ist Quasillo nach langer Zeit mal wieder ein chancenreicher Kandidat in den schwarz-gelben Farben des Gestütes Fährhof. Der großartige Lavirco triumphierte zuletzt 1996 in Hamburg-Horn für dieses Traditions-Gestüt. Ein Sieger in diesen Farben erfreut den Kolumnisten immer, aber wer den Wöhler-Schützling jetzt zu Kursen von 3,5 wettet, dem ist nicht mehr zu helfen. Denn jede Wette, dass Quasillo in Hamburg zu höheren Kursen an den Ablauf kommt.

Nutan, Devastar und Elm Park
Ansonsten tat sich relativ wenig im Derbymarkt: Der hochgehandelte Nutan aus dem Quartier von Peter Schiergen gewann seine Pflichtaufgabe völlig mühelos und ist nach zwei Starts nicht mehr sieglos.
Gut gefallen hat mir Devastar, der in einem Sieglosen-Rennen in Dortmund am Himmelsfahrt-Tag vor Sweet Thomas und Mister Universum (auch schon Dritter hinter Quasillo) blieb und dabei bei seinem Lebensdebüt viel Kampfgeist und noch reichlich Unreife verriet. Devastar war an diesem Tag Teil einer großartigen Stallform von Trainer Markus Klug, der die Hauptrennen in Dortmund und Hoppegarten gewann.
Das Deutsche Derby spielte auch bei den Dante Stakes in York eine Rolle – allerdings eine nur sehr untergeordnete. Die Prüfung gilt als wichtigster Trial für das Englische Derby in Epsom und wurde von Golden Horn, dem Tipp des Kolumnisten, sehr überzeugend gewonnen. Doch dieser Golden Horn hatte ursprünglich gar keine Nennung für das Englische Derby, war für das kürzere französische Derby vorgesehen. Inzwischen wurde der Schützling von John Gosden aber nachgenannt für den Klassiker auf dem schwierigen Kurs von Epsom.
Dritter an diesem Tag in York wurde Elm Park. Dieses Pferd aus dem Stall von Andrew Balding hat bekanntlich auch noch eine Derbynennung für das deutsche Pendant. Ob er in Hamburg laufen wird, das ist alles noch rein spekulativ. Ich glaube eher nein. Erst einmal aber geht es nach Epsom. Das Jahresdebüt kann ich schwer einschätzen – gegen den Sieger und den Zweiten Jack Hobbs war Elm Park chancenlos. Aber offenbar brauchen viele Balding-Pferde in diesem Jahr ihren ersten Start.
Der Hengst war zweijährig sehr erfolgreich, triumphierte in vier seiner fünf Starts. Unter anderem siegte er auf sehr weichem Boden in der Gruppe 1 Racing Post Trophy in Doncaster. Ob da dreijährig noch weitere Steigerung möglich ist? Ich bin da eher skeptisch und denke da immer an den Fährhofer Sumitas, der auch ein großartiger Zweijähriger war, aber dreijährig eher stagnierte. Später war er allerdings in den USA durchaus erfolgreich.



Sehr interessante Aussagen über Elm Park von Andrew Balding und seinem Team. Das große Ziel heißt Epsom. Wenn er da gut läuft, wird er sicher nicht in Hamburg starten.